Komplexität managen

Komplexität ist ein wichtiger Rohstoff in einer Welt, die sich ständig unvorhersehbar verändert. Komplexität ist die Quelle von Intelligenz, Kreativität, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Wer mit der Komplexität richtig umgeht, kann am besten auf Unvorhergesehenes reagieren, weil er mehr Handlungsspielraum hat. Und in immer mehr Fällen ist es einfach unmöglich, Komplexität zu reduzieren.

Was ist Komplexität und welche Bedeutung hat Komplexität für das Management?

Komplexität ist die Anzahl der Zustände (Elemente und deren Beziehungen), die ein System annehmen kann. Die Masszahl für Komplexität ist die Varietät. Es gilt zu beachten, dass sich die Komplexität mit jeder Erweiterung eines Systems verdoppelt, z. B. neue Länder, die man bearbeiten möchten, neue Artikel/ Produktgruppen, neue IT Systeme, neue Werke, neue Sprachen, neue Kulturen, …

Aus Managementsicht unterscheidet man geordnete und ungeordnete Systeme. Geordnete Systeme können einfach oder kompliziert sein. Entscheidend ist, dass eine Input – Output Kausalbeziehung erkennbar ist und besteht. Einfach gesagt, man erkennt und weiss, was man zu tun hat und man kann diese Interventionen wiederholen, dh. sie wirken immer gleich. In diesen Systemen/ Umgebungen helfen: Erfahrung, Checklisten, best practices, Blue prints, Prozessoptimierungen, …

Ungeordnete Systemen können komplex oder chaotisch sein. Entscheidend ist, dass Ursache- Wirkungszusammenhänge erst im Nachhinein oder gar nicht erkennbar sind. Komplexe Systeme zeigen emergentes Verhalten. Interventionen sind daher nicht reproduzierbar, dh. gleiche Interventionen können sehr unterschiedliche Wirkungen zeigen. Menschliche Systeme sind fast immer komplexe Systeme, aber auch das Wetter/ Klima, die Volkswirtschaften gehören dazu. Das Vorgehen in kleinen Schritten, MVP, AceleratedSolutionProcess und Feedback sind beispielhaft wirksame Vorgehen in komplexen Umgebungen.

Für Entscheidungen muss damit immer beurteilt werden, in welcher Umgebung man sich befindet und welches Vorgehen den grössten Erfolg zeigen wird. Die am weitesten verbreitete Gefahr besteht darin, immer das Vorgehen zu wählen, in dem man sozialisiert wurde. Dh. wenn man bisher überwiegend in geordneten System gearbeitet hat, tendiert man dazu, Vorgehen für geordnete Systeme anzuwenden, auch wenn man sich in einem chaotischen System befindet und umgekehrt.

Management von Komplexität

Management von Komplexität auf die Reduktion von Komplexität zu reduzieren ist in der aktuellen Umgebung nicht möglich. Aus Managementsicht ist es daher unumgänglich, zwischen gewollter und ungewollter Komplexität zu unterscheiden. Gewollte Komplexität ist strategiekonform, verstärkt den angestrebten Verhaltensreichtum und führt zu nachhaltig überlegenen Wettbewerbspositionen. Ungewollte Komplexität ist nicht strategierelevant und schwächt durch hohe Kosten die Wettbewerbsposition eines Unternehmens.

Ob Komplexität gewollt oder ungewollt ist, ergibt sich aus Ihrer Wirkung auf die Kunden-nutzenposition, dh. führt die Komplexität zur Erreichung der strategisch angestrebten Kundennutzenposition, ist sie als gewollt zu beurteilen. Ist dies nicht der Fall, verschlechtert diese Komplexität meist über zu hohe Kosten den Kundennutzen und damit die Wettbwerbs-position des Unternehmens.

Fazit:

  1. Prüfen Sie Ihre Entscheidungsumgebung (geordnet, ungeordnet) und passen Sie Ihren Entscheidungsprozess und Ihr Vorgehen der Umgebung an.
  2. Nutzen Sie Komplexität für Ihre Strategie. Entwickeln Sie die Fähigkeit, hohe Komplexität dort zu managen, wo Sie Ihnen über eine überlegene Kundennutzen-position einen nachhaltigen, schwer kopierbaren Wettbewerbsvorteil bietet.
  3. Vermeiden Sie Komplexität die über zu hohe Kosten Ihre Wettbewerbsposition beeinträchtigt.

Ich freue mich auf Ihre Meinung

Dr. Thomas Pöck
rethink!management
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